Arztbesuche sind bekanntlich die Chance, in alten Zeitschriften zu blättern. So sprang mir kürzlich im Wartezimmer eines Arztes die Überschrift eines Focus ins Auge:
Die 25 härtesten Scheidungstricks
Da war ich natürlich gespannt, ob ich etwas Neues lernen könnte. Ich war enttäuscht. Überrascht hat mich nur der Trick, möglichst viele gute Anwälte zur Beratung aufzusuchen, damit diese die Gegenseite wegen der vorherigen Tätigkeit für den anderen nicht mehr vertreten dürfen. Bei diesem Trick geht Focus wohl davon aus, dass nur die Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte auf den ersten Plätzen der Focus-Rankinglisten etwas taugen. Zum Glück kenne ich schon mehr – und das nicht nur, weil ich dabei an meine Kollegin Goergens und meinen Kollegen Alex und mich denke! Tatsächlich dürfte das Blockieren guter Anwälte und Anwältinnen ein teures Vergnügen werden
Ansonsten stört mich an der Trickkiste des Focus, dass so getan wird, als könnte man ohne Tricks im Trennungs- und Scheidungsverfahren nicht bestehen und als sei es ganz normal, in einem solchen Verfahren, zu lügen, zu betrügen und zu erpressen.
Passiert so etwas trotzdem, ist es natürlich wichtig, die Taktik zu entlarven und Gegenstrategien zu entwickeln. Um seine Rechte in einem Scheidungsverfahren zu wahren, muss man aber nicht mit Tricks und Lug und Trug spielen, sondern seine Rechte kennen und sie zur Geltung bringen.
Ich bin dann noch der Versuchung erlegen, die von Focus gebotene Möglichkeit zum Faxabruf zu einigen ausgewählten Scheidungsthemen zu nutzen. Da war ich dann doch überrascht, dass der Focus in 2012 offenbar Texte von Fachleuten verbreitet, die diese vor der Gesetzesänderung im Jahr 2009 geschrieben haben. Jedenfalls sind einige dort genannte Zahlen und auch rechtliche Ausführungen veraltet.
Es bleibt die Frage: Was wollte Focus mit diesem Aufmacher seinen Lesern bieten?
Hoffentlich jedenfalls nicht die Vorstellung, dass eine richtig gute Scheidung giftig und trickreich sein muss.
Theel-Fachanwältin für Familienrecht-